Im vierten Jahr ihres Bestehens ist die Gemeinschaftsschule eine feste Größe in Besigheim – eine pädagogische Institution, die auf Dauer Bestand haben wird und die ihren Platz im Gefüge der pädagogischen Einrichtungen der Stadt gefunden hat. Das jedenfalls geht aus Gesprächen der BZ mit Schulleitern und Bürgermeister Steffen Bühler vor. „Wir sind eine kleine, aber feine Schule, sagt Renate Opiolla, die Rektorin der Gemeinschaftsschule. „Bei uns geht es familiär zu. Die Kinder sind gerne hier. Wir kennen sie und können sie individuell fördern .“
Eine durchgängige Zweizügigkeit der Gemeinschaftsschule war bei der Einführung vor fünf Jahren eine der Voraussetzungen für die Genehmigung. An dieser Hürde war beispielsweise Löchgau gescheitert. Mit 54 Schülern in Klasse 5 und 53 Schülern in Klasse 6 kann die Friedrich-Schelling-Schule diese Bedingung leicht erfüllen. Mit 60 Schülern in der heutigen Klasse 8 und 70 in Klasse 7 lagen die Anmeldezahlen zu Beginn allerdings höher. Die Gemeinschaftsschule sei bei den Eltern nach wie vor beliebt, sagt Opiolla, und verweist auf die vielen Geschwisterkinder, die in der Schule angemeldet wurden. Die Eltern wüssten die individualisierte Arbeitsweise mit der gezielten Förderung einzelner Kinder zu schätzen, folgert sie daraus.
Schüler auf jedem Niveau
Auch einer anderen Sorge tritt die Rektorin entgegen, dass nämlich die leistungsstarken Schüler gleich die weiterbildenden Schulen, insbesondere das Gymnasium, bevorzugen würden. „In manchen Klassen ist die Zahl der Schüler auf dem M-Niveau (mittleres Niveau, etwa Realschule) und dem E-Niveau (erweitertes Niveau, etwa Gymnasium) deutlich höher“, sagt sie. Um den Schülern, die später das Gymnasium besuchen wollen, den Übergang zu erleichtern, sucht Opiolla den Kontakt mit der Leitung des Christoph-Schrempf-Gymnasiums, mit der Kooperationen vereinbart worden seien. Mit der Realschule sei der Kontakt weniger intensiv. Warum auch? „Wir bieten selbst den Abschluss bis Klasse 10″, sagt sie.
Für die Rektorin ist durchaus fraglich, ob mit diesem Abschluss schon das Ende der Laufbahn in der Gemeinschaftsschule erreicht ist. Die Hoffnung, später selbst auch das Abitur als Abschluss anzubieten, hat Opiolla jedenfalls noch nicht aufgegeben“ wenn schon nicht in der eigenen Schule, dann wenigstens in Zusammenarbeit mit den Gemeinschaftsschulen in Bietigheim-Bissingen, Sachsenheim oder Kirchheim. Dazu gebe es regelmäßige Vernetzungstreffen mit Vertretern der anderen Schulen, so Opiolla, die Gespräche wrden ergebnisoffen geführt“, sagt sie: „Wir haben noch Zeit.“
Die Strategie der Stadt war es seit jeher alle Schulformen in Besigheim anzubieten und „jedes Kind nach seinen Möglichkeiten zu fördern“, sagt Bürgermeister Steffen Bühler. Mit der Etablierung der Gemeinschaftsschule sieht er diese Forderung erfüllt. „Wir sehen, dass diese Schulform angenommen wird“, sagte er im Gespräch mit der BZ. Politisch stehe die Stadt jetzt nicht mehr unter Druck, nachdem klar geworden sei, dass alle Schulformen ihre Berechtigung behalten werden.
Bühler rechnet damit, dass die Stadt in den kommenden Jahren weiter auf das Konzept der Gemeinschaftsschule reagieren muss. Gemeint ist die Schaffung neuer Räumlichkeiten für den Unterricht in den individualisierten Formen und vor allem für die Kernzeitenbetreuung in der Ganztagesschule. Dem Gemeinderat will der Bürgermeister deshalb im Laufe des nächsten Jahres eine Untersuchung empfehlen, wo diese Räume geschaffen werden können, beispielsweise durch den Ausbau des Dachgeschosses im Altgebäude, das vom Beginn des 20. Jahrhunderts stammt, oder durch die Aufstockung des Mittelbaus.
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Autor: Micheal Soltys, Bietigheimer Zeitung 02.12.2017
Foto: Martin Kalb