« zurück

Träume: Konkret und realistisch

Die Träume junger Menschen können ganz konkret und realistisch sein, wenn es um die nahe Zukunft geht. Jedenfalls die von Sina, Finja, Pia, Martin, Justin, Anina, Luan und ihren Kameraden aus der  achten Klasse der Gemeinschaftsschule in Besigheim, alle so um die 14 bis 15 Jahre alt, mit denen BZ-Redakteur Michael Soltys ins Gespräch kam. Sie alle befassen sich in der Schule gerade mit der Berufsvorbereitung. Kein Wunder also, dass sie Antworten auf die Frage parat hatten, welche Ziele, Wünsche und Träume sie für ihr Leben haben.

Was aus ihm werden wird, das weiß Luan beispielsweise jeztz schon sehr genau. Er möchte in die Praxis für Physiotherapie seiner Mutter einsteigen und dort eine Lehre machen. Wo Menschen wieder fit gemacht werden, „da fühle ich mich wohl“, sagt Luan, und um dorthin zu kommen, „werde ich mich in der Schule ganz arg anstrengen.“ Er macht selbst Sport, interessiert sich für Fitness und Ernährung, „ich bin da mitten drin.“

Auch Sina weiß, was sie will, und es ist ein ungewöhnlicher Beruf: „Greenkeeper“ nennt sich ihr Traumberuf, in dem sie sich um die Grünflächen in Parks oder auf Golfplätzen kümmern könnte. Auf den Geschmack ist sie gekommen, als sie vor Kurzem mit einem Nachbarn einen Arbeitstag auf dem Golfplatz verbringen durfte, neben dem ihre Familie wohnt. Es habe ihr viel Spaß gemacht, die Schilder und die Löcher für die Golfbälle freizuschneiden, erzählt sie.

 Quer durch die USA

So weit fortgeschritten sind die Vorstellungen von Finja und Pia noch nicht. Was sie aber jetzt schon wissen: Sobald sie volljährig sind, möchten sie quer durch Amerika reisen, New York kennenlernen, Kalifornien und ein paar andere Bundesstaaten der USA. Für Finja könnte daraus durchaus auch ein Beruf werden. Sie möchte später einmal im Reisebüro arbeiten und hat deswegen schon einige Kontakte aufgenommen. Woher sie das Geld für die große Reise nehmen möchten? „Das spare ich einfach“, sagen die beiden. „Oder ich nehme kleine Jobs an“, sagt Pia.

Manchmal spielen die Wünsche und Vorstellungen der Eltern eine wichtige Rolle, wenn es um Zukunftsträume geht. So wie bei Justin, der schwankt, ob er sich später mit Computern und der Entwicklung von Spielen befassen soll – „darin kennt sich mein Vater gut aus – oder ob er doch Kindergärtner wird. „Ich kann mit Kindern gut umgehen und habe große Geduld“, sagt Justin. „Ich finde es spannend, wie Kinder sich entwickeln.

Für Sören ist es dagegen gar keine Frage, dass er dem Vater, einem Lkw-Fahrer, nachschlägt. „Ich werde Baumaschinenmechaniker“, sagt er in festem Ton. Schon als kleines Kind sei er immer bei seinem Vater mitgefahren, erzählt er. Die großen Gerätschaften haben es ihm angetan. „Irgendwas mit Chemie“ will Lilly später machen. Auf der Arbeitsstelle ihres Vaters gibt es ein Labor, das hat sie sich bereits angeschaut.

„Zahnarzt oder Softwareentwickler“, das ist die Wahl, vor der sich Martin sieht. Zahnarzt, das empfiehlt ihm seine Mutter, erzählt Martin, „das kann ich ja vielleicht im Nebenjob machen“, sagt er nicht ganz ernst. Softwarentwickler, das liegt ihm schon eher. Über ein Lernprogramm befasst er sich schon jetzt mit Programmiersprachen, um zu verstehen, wie man mit ihnen Webseiten oder PC-Spiele entwickeln kann.

Das Alter, in dem Kinder früher noch davon träumten, Lokführer zu werden, haben die Achtklässler längst hinter sich gelassen. Aninas Traumberuf ist der einer Polizistin. „Es fehlt an Menschen, die so etwas gerne machen“, findet sie. Der Respekt vor Polizisten habe nachgelassen. Sie ist sicher: „Ich könnte keinen Beruf haben, bei dem ich den ganzen Tag keinen Kontakt mit Menschen habe oder  am PC sitze“, sagt sie. Sie hat sich schon erkundigt, für welche Laufbahnen sie Abitur oder den Realschulabschluss braucht und sie weiß, dass sie ein Sportabzeichen vorlegen muss und Einstellungstests eine Hürde bilden. Im nächsten Jahr will sie ein Praktikum bei der Polizei machen.

Materielle Sicherheit

Materielle Sicherheit – das ist es an erster Stelle, was sich die jungen Leute von ihrem Leben in 15 Jahren erträumen. Aber der Beruf „muss auch Spaß machen“, sagt Hanna. Justin will sich nicht nicht dauernd darum sorgen müssen, „ob das Geld zu knapp ist.“ Auch Anina ist ihre finanzielle Sicherheit sehr wichtig. Luan stellt sich eine Zukunft „wie im Film“ vor: mit einer eigenen Firma, mit der er gutes Geld verdient, einer Frau, zwei Kindern, „so, dass es passt“. Nur Pia schert aus, sie wünscht sich, bis in 15 Jahren auf ihren Reisen viele Länder kennengelernt zu haben und Rumänisch zu können, die Sprache ihrer Eltern.

Michael Soltys, Bietigheimer Zeitung, 12.10.2018

Foto: Martin Kalb