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Kontinuität nur an einer Schule

Foto: Helmut Pangerl; Seit 2010 ist Joscha Weber – hier bei der Arbeit mit Schülern im Februar 2014 – Sozialarbeiter an der Friedrich-Schelling-Schule in Besigheim. An den übrigen Besigheimer Schulen wechseln die Schulsozialarbeiter dagegen häufig. 

Die Sozialarbeiter an den Besigheimer Schulen präsentierten am Dienstag ihre Arbeit im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats. Ein Problem ist die mangelnde Kontinuität an verschiedenen Schulen.

Seit fünf Jahren ist Joscha Weber Sozialarbeiter an der Friedrich-Schelling-Schule. Der Religionspädagoge und Diakon ist zu 100 Prozent beschäftigt und betreut an der Grundschule, der Werkrealschule und der Gemeinschaftsschule 250 Mädchen und 312 Jungen. Von Beginn an hat er an den Schulen ein Zirkus-Projekt auf die Beine gestellt, an dem im vergangenen Jahr erneut 18 Schüler aus den Klassen 5 und 6 teilgenommen haben, wie am Dienstag aus seinem Bericht im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats deutlich wurde. Auch mit Projekten wie der Betreuung des Brunnen-Aquariums durch Sechstklässler oder dem Naturerlebnis „Kämpf dich durch“ gelingt es ihm regelmäßig Schüler an sich zu ziehen. Das Projekt der Ausbildung von Streitschlichtern konnte allerdings nicht fortgesetzt werden. Probleme bereitet ihm die offene Arbeit im Schülercafé. Die Mittagspause ist mittlerweile Schulzeit, mitunter verbringen rund 50 Schüler die Zeit in dem Raum in der Größe eines Klassenzimmers. Erholung und Ansprache der Schüler seien in diesen beengten Räumen kaum möglich. Mit dieser personellen Kontinuität bildet die Friedrich-Schelling-Schule allerdings die Ausnahme in Besigheim. An der Förderschule im Steinhaus hat erst vor wenigen Tagen Matthias Cramme seine Arbeit begonnen. Cramme, der sich in der Sitzung des Verwaltungsausschusses vorstellte, ist über die Evangelische Jugendhilfe an der Schule, die von 31 Mädchen und 45 Jungen besucht wird, zu 45 Prozent beschäftigt. An der Schule am Steinhaus haben es die Schulsozialarbeiter teils mit „sehr komplexen Problemlagen“ zu tun, wurde aus dem schriftlichen Bericht seiner Vorgängerin Anne Köhle deutlich. Zwei Beispiele: Als zwei Geschwisterkinder nicht mehr zur Schule kamen, stellte sich heraus, dass die Eltern kein Deutsch können, der Strom in der Wohnung abgestellt war und es dort nur wenige Möbel gab. Die Kinder wurden ebenso unterstützt wie ein anderer Schüler, dessen Familie nach dem Tod des Vaters in Probleme geraten war. Die Schulsozialarbeiter am Schulzentrum der Stadt kommen von der Caritas. Im vergangenen Jahr teilten sich Kristina Hiller (50-Prozent-Stelle) und Karina Richter (60-Prozent-Stelle) die Arbeit an Gymnasium und Realschule. Mobbing war eines der Themen, die sie im vergangenen Schuljahr in den Mittelpunkt ihrer Beratung von Fünftklässlern stellten. Doch ein großes Problem ist dies offensichtlich nicht. Häufig habe es sich um Schüler gehandelt, die wenig selbstbewusst sind und sich schnell als Opfer fühlen, geht es aus dem Bericht hervor. Nur sechs von 50 Fällen seien tatsächlich als Mobbing eingestuft worden. Fünf Schüler der Realschule mussten sich einem Anti-Agressionstraining durch die beiden Schulsozialarbeiterinnen unterziehen. Im kommenden Schuljahr wollen sie in allen fünften Klassen der Realschule mit wöchentlich einer Stunde ein soziales Kompetenztraining durchführen, geht aus ihrem Bericht hervor. Karin Richter ist selbst erst seit September 2013 an den beiden Schulen tätig, ihre Kollegin Kristina Hiller kam im Februar 2014 – und ist bereits wieder gegangen. Wann die Stelle wieder besetzt werden kann, steht noch nicht fest. Im Moment laufen die Bewerbungsgespräche für die Nachfolge, sagte Schulleiter Jörg Weisser.

(Bietigheimer Zeitung, 07.05.15, Michael Soltys)