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Berlinfahrt der Klassen 10

Montag, 16.03. Anreisetag, Luxusbus, Luxushotel

01Am Montagmorgen war es endlich soweit! Unsere beiden Klassen trafen sich in aller Frühe, teilweise noch im Halbschlaf, am Busbahnhof Jahnstraße. Nachdem alle ihr Gepäck verstaut und sich von ihren Familien verabschiedet hatten, ging es endlich mit unserem hammermäßigen Luxusliner und unserer supernetten Fahrerin Isolde Ruf los. Wir stellten uns auf eine 8 lange Stunden dauernde Fahrt ein, aber die Stimmung im Bus war trotzdem gut, da wir uns so sehr auf Berlin freuten und die ganze Fahrt über das tollste Wetter war. Es wurde reichlich geredet, gelacht und Musik gehört. So verging die Zeit und wer müde oder gelangweilt war, hat einfach geschlafen. Schließlich waren wir alle froh, als wir pünktlich um 15.00 Uhr endlich in Berlin angekommen waren.

02In unserem Hotel bekam jeder seine Keycard zum Öffnen der Tür und stürzte sich gleich aufs Zimmer. Wieder ein Hammer – wir wohnten alle in großen 3 bis 4-Bett-Appartments mit  Bad, WC, kleiner Küchenecke, Telefon, TV, Safe usw. Nachdem wir uns halbwegs eingerichtet hatten, ging es gleich mit unserem umfangreichen Programm los.

Wir gingen zum Potsdamer Platz – nur 5 Minuten von unserem phantastisch günstig gelegenen Hotel – und fuhren mit dem schnellsten Aufzug Europas zum Panoramapoint hoch, von wo man einen tollen Ausblick auf ganz Berlin hatte. Dort wurden fleißig Fotos gemacht, auch wenn es uns wegen des stürmischen Windes ziemlich zerrupft hatte.

Schließlich gingen wir am Abend Essen und hatten Ausgang bis 22.00 Uhr. Wir waren ziemlich froh, als wir uns endlich hundemüde ins Bett stürzen konnten.

Dienstag, 17.03.  Politikspiel im Bundesrat, Helden des Widerstands, tolle Stadtrundfahrt

03Unser Programm am ersten Tag in Berlin begann nach dem ausgiebigen Frühstück mit dem Fußmarsch vom Potsdamer Platz zum Deutschen Bundesrat. Wir schafften es gerade so, pünktlich dort anzukommen, dank der Beschilderungen in unserer Hauptstadt, die bestimmt noch verbesserungsfähig wäre. Dort allerdings hat’s dann wieder richtig Spaß gemacht! ‚Besuch im Bundesrat‘ klingt ja eher sperrig, aber die Veranstaltung erwies sich dank unserer netten Führerin als sehr interessant und kurzweilig. Wir durften in einem Rollenspiel einen Gesetzgebungsprozess nachspielen, was uns viel Spaß gemacht hat und in lebhafter Erinnerung bleiben wird.

04Nach einer ganz kurzen Mittagspause ging es gleich weiter zur Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Dahinter verbirgt sich der sog. Bendlerblock, welcher als Sitz des Heeresamtes zum Zentrum der Widerstandsgruppe des Attentats vom 20. Juli 1944 rund um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg wurde. Es war schon ein etwas beklemmendes Gefühl, in genau dem Innenhof zu stehen, wo damals die Widerstandsgruppe gegen Hitler erschossen wurde, eine Szene aus zwei Spielfilmen, die am Originalschauplatz gedreht uns schmerzlich vor Augen stand. Das angeschlossene Museum zum Deutschen Widerstand war hochinteressant, aber die Fülle von Fakten, Bildern, Materialien hat uns geradezu erschlagen, auch wenn wir schon einiges aus dem Unterricht wussten.

05Etwas lockerer sollte die gleich darauf folgende 3-stündige Stadtrundfahrt werden, auch wenn wir eine Weile im Bus warten mussten, weil der stellvertretende chinesische Staatschef und seine Fahrzeugkolonne Vorfahrt vor uns hatten. Damit muss man in der Hauptstadt anscheinend täglich rechnen – dauert aber nie sehr lange. Die Stadtrundfahrt führte uns durch viele unterschiedliche Bezirke Berlins, wobei uns unser Stadtführer ganz gezielt solche Orte gezeigt hat, die für uns interessant sein könnten -auch für unsere Freizeiten- und die uns einen Eindruck vom Leben in Berlin vermitteln konnten. Wir erkundeten den KuDamm und die Umgebung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, fuhren durch das Regierungsviertel, machten einen  Spaziergang an der sog. East Side Gallery, sahen den ehemaligen Checkpoint Charly und viele andere sehenswerte Stellen in Berlin, wie z.B. den Bezirk Kreuzberg mit all seinen Kneipen, Lokalen, Läden und dem Straßenleben dort. Dies alles wusste unser Stadtführer mit interessanten Geschichten lebhaft auszuschmücken.

Am Ende dieses langen und anstrengenden Tags ohne richtige Pause waren wir alle hundemüde und hungrig. So ging’s nach der Rückkehr ins Hotel gleich los zum Essen und in der Freizeit hatten doch noch einige Gruppen von uns die Energie, Berlin nach den Tipps und Hinweisen unseres Stadtführers auf eigene Faust zu erkunden.

Mittwoch, 18.03.  düstere Unterwelten, Wannsee-Wahnsinn, Promis im Reichstag

06Heute ging es am Morgen in den Norden zum U-Bahnhof Gesundbrunnen, wo sich der Einstieg in die ‚Berliner Unterwelten‘ befindet. Dort ging es unter kundiger Führung viele Meter in die Tiefe der Berliner Bunkerwelt aus dem 2.Weltkrieg. Wir wurden durch ein ausgedehntes Labyrinth aus Bunkern, Aufenthalts-räumen, Krankenstationen und Maschinenräume geführt, wo die Berliner während der Bombenangriffe ihr Leben zu retten versucht haben. Neben den beklemmenden Räumen trugen auch die zahlreichen Vitrinen mit Ausstellungsstücken aus der damaligen Zeit dazu bei, sich die Zustände im 3.Reich besser vorstellen zu können.

07Gesteigert wurde der Eindruck vom verbrecherischen nationalsozialistischen Regime beim danach folgenden Besuch der sog. ‚Wannseevilla‘. Dort besprachen Anfang 1942 eine Gruppe von Vertretern der Reichsregierung und SS-Behörden unter Leitung von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, wie die Vernichtung im Osten zu organisieren und die erforderliche Koordination sicherzustellen sei. In diesen Räumen diskutierten diese Herrschaften den fabrikmäßigen Massenmord an Millionen von Menschen. Auch hier wieder das beklemmende Gefühl, genau in dem Raum zu sein, in welchem diese bizarre Besprechung stattgefunden hatte, wie wir sie aus dem Film ein wenig kennen. Eine junge Historikerin brachte uns die Ereignisse näher, während wir mittlerweile so müde und erschlagen waren, dass wir unsere Kenntnisse von den Ereignissen gar nicht richtig anbringen konnten. Unser armer Geschichtslehrer kämpfte sichtlich und immer wieder gegen unkontrollierbare Verzweiflungsanfälle ;-).

Nach der Rückfahrt ins Zentrum gab’s eine kurze Imbisspause und schon ging es weiter zu unserem Bundestagsbesuch. Nach ausgedehnten Kontrollen waren wir schließlich um ca. 16.00 Uhr im Reichstagsgebäude und erfuhren -zu unserer Überraschung-, dass wir nicht wie vorgesehen zu einem Vortrag auf der Tribüne erwartet wurden, sondern einer Feierstunde zum 25.Jahrestag der letzten Volkskammerwahl zeitweise auf der Besuchertribüne folgen konnten. Man ahnte es schon am fast halb besetzten Plenarsaal, dass ein großer Teil der Polit-Prominenz anwesend war. So konnten wir mal den Bundesaußenminister, die Partei- und Fraktionsspitzen aller Parteien, sowie alle möglichen sonstigen bekannten Politikerinnen und Politiker ‚live‘ sehen bzw. auch reden hören. Hinzu kam, dass auf unserer Nachbartribüne die gesamten bekannten Gesichter der Bürgerrechtsbewegung aus der letzten DDR-Volkskammer und der letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière, als Gäste der Feierstunde saßen.

08Trotz unüberschaubaren Gedränges an der Garderobe schafften wir es, pünktlich um 17.00 Uhr bei unserem Termin mit dem Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Neckar-Zaber, Herrn Eberhardt Gienger, zu sein. Herr Gienger beschrieb uns Aufgaben und Wochenverlauf eines Abgeordneten und wir hatten die Gelegenheit Fragen zu stellen. Bei manchen Antworten hatten wir die Gelegenheit, einmal aus nächster Nähe, inhaltliche Ergiebigkeit, Vermeidungsstrategie, augenscheinliche Probleme des typischen Politikersprechs kennenzulernen. Nicht wenige unter uns haben sich auf die Zunge -wir sind ja schließlich höfliche Gäste… Möglicherweise hätten wir von anderen Politiker/innen ein ähnliches Bild gewonnen. Dennoch hat uns unser Besuch im Zentrum der deutschen Demokratie in der Überzeugung bestärkt, in der demokratischsten, freiheitlichsten, rechtsstaatlichsten und damit besten aller Staatsformen leben zu dürfen – man muss nur mit all diesen Systemen und Staaten vergleichen, die uns täglich in den Nachrichten beschäftigen und nicht selten in ihrer Menschenverachtung anwidern!

09Schließlich besuchten wir die Reichstagskuppel, die vom roten Abendlicht durchflutet, bleibende Eindrücke hinterließ und tolle Ausblicke ermöglichte. Hunderte von Selfies müssen da entstanden sein… Als wir das Reichstagsgebäude verließen, war es schon dunkel. Unser Heimweg zum Hotel führte uns am toll beleuchteten Brandenburger Tor vorbei, wo wir noch einmal jede Menge Fotos machten.

Am Ende dieses Tages waren wir (wieder einmal!) völlig platt und nach dem individuellen Abendessen um 22.00 Uhr alle pünktlich auf unseren Zimmern.

Donnerstag, 19.03.   Stasi-Gefängnis-Horror Hohenschönhausen, schräges DDR-Museum,

         gruslig-schöner Berlin Dungeon, kurze Chaos-Disco

10Angewidert wie von den täglichen Nachrichten waren wir allerdings auch am nächsten Vormittag, den wir in der Stasi-Untersuchungshaftanstalt Hohenschönhausen verbracht haben. Nach einem einführenden Film, wurden wir in zwei getrennten Gruppen durch den Gefängnis-Teil dieser riesigen Stasi-Stadt geführt, deren Aufgabe es war, Menschen, die anderer Meinung als der vorgeschriebenen waren, zu unterdrücken, zu quälen, zu disziplinieren und vor allem zu demütigen, wo man nur konnte. Völlige Entrechtung der Inhaftierten, gesetzliche Willkür, subtile Foltermethoden, Gummizellen und endlose Flure mit Verhörräumen gehörten zum ‚Handwerkszeug‘ der Stasi-Schergen, die lt. Auskunft eines Historikers, der uns führte, teilweise heute noch als angesehene Ärzte, Firmenberater, Rechtsanwälte und sogar in Staatsdiensten in Amt und Würden sind. Nicht zuletzt davon konnte einem speiübel werden. Unfassbar auch, wie damals mit den Menschen umgesprungen wurde, und gleichzeitig die Lüge des friedliebenden sozialistischen Gemeinwesens nach außen und vor der eigenen Bevölkerung demonstriert wurde. Es drängten sich während der Führung in der Unterdrückungsmethodik immer wieder Vergleiche mit dem 3.Reich auf.

11Nach einer kleinen Mittagspause gingen wir am Alexanderplatz mit seinem enormen Fernsehturm vorbei zum DDR-Museum gegenüber des Berliner Doms. Dieses Museum zeigt alle möglichen Facetten des DDR-Alltags anhand realer Gegenstände und Szenen, die man selbst erkunden konnte. Leider war es viel zu voll (jede Menge Schulklassen), um sich die Ausstellung in Ruhe ansehen zu können. So gingen wir im Bewusstsein, einiges versäumt zu haben, weiter zu unserem nächsten Ziel, dem ‚Berlin Dungeon‘.

Dort wird der Besucher durch ein Verlies (Dungeon) geleitet, dessen ca. 10 Räume jeweils einer anderen Epoche der Berliner Historie gewidmet waren. Die Kulissen waren traumhaft gut (Stein war tatsächlich Stein, kein Pappmaché), in jeder der schaurigen Szenen trat eine Schauspielerin/ein Schauspieler in tollen Kostümen und sehr gekonnt auf. Manchmal war es etwas gruslig, aber vor allem toll und absolut professionell gemacht – sehenswert eben.

12Nun hatten wir unser Tagesprogramm fast hinter uns gebracht. Somit ging es wieder ins Hotel zum Aufstylen, denn am Abend stand noch der Besuch der Schülerdisco D Light im Club ‚Matrix‘ bevor. Wir waren etwa gegen 20.00 Uhr dort, nachdem endlich ein Parkplatz für den Bus gefunden war (in Berlin wegen der vielen Veranstaltungen gar nicht so einfach!). Leider blieb uns nicht allzu viel Zeit in der Disco, denn wir mussten schon um 22.30 Uhr wieder aufbrechen, um die vorgeschriebenen Ruhezeiten unserer Busfahrerin einhalten zu können. Der frühe Aufbruch hat sich dann auch ein wenig ‚hingezogen‘, weil manche ihren Garderobenchip verloren hatten… Schließlich haben wir es aber nicht zuletzt dank des aufopfernden Einsatzes unserer beiden Klassenlehrkräfte 😉 rennend und noch pünktlich geschafft.

Freitag, 20.03.  Heimfahrt, lückenhaftes KZ Buchenwald

13Am Morgen war Packen angesagt und wir sind sicher, dass wir unsere Zimmer vorbildlich sauber und aufgeräumt hinterlassen haben – zumindest haben das unsere so Lehrer gesagt, wie sie überhaupt ziemlich zufrieden mit uns gewesen sein müssen, sonst hätten sie uns nicht so oft gelobt, oder 😉 ? Nach dem Frühstück und dem Check-out gingen wir zum Bus und fuhren pünktlich um 9:00 Uhr los.

14Erwartungsgemäß wurde viel und fest geschlafen -es war ja auch soo bequem im Bus-, aber alle waren wieder wach, als wir gegen Mittag am KZ Buchenwald ankamen. Zur Einführung sahen wir einen Film über die Geschichte des Lagers und freuten uns auf die daran anschließende Führung, auf die wir durch die Erzählungen unserer Geschichtslehrer alle sehr gespannt waren. So toll praktisch alle Besuchsziele und Führungen mehr oder weniger waren, so eine Enttäuschung war die wenig inspirierte Führung durch eine junge Mitarbeiterin der Gedenkstätte, die wie es einige von uns zum Ausdruck gebracht haben ‚einen auswendig gelernten Text abspulte‘ und dabei keinerlei Eingehen auf uns Jugendliche zeigte, nicht einmal nachdem unsere Lehrer intervenierten. Es lag wohl an der Unerfahrenheit der jungen Frau, die offensichtlich nicht in der Lage war, adressatengerecht vorzutragen – das, was sich unsere Lehrer uns für Präsentationen andauernd und immer wieder beizubringen bemühen!  Wir mussten uns 10 Minuten lang etwas über einen Bärenfelsen am Lagerzaun anhören, nur um schließlich zu erfahren, dass es den Tieren besser ging als den Gefangenen – das wussten wir vorher auch schon. Erwartungsgemäß war dann keinerlei Zeit mehr, sich die Ausstellung im Lagermuseum anzusehen…  Schade, dieser Besuch des Originalschauplatzes hätte weit eindrucksvoller ausfallen können, zumal wir ja schon im Unterricht so viel Theoretisches gehört und gesehen hatten. Na ja, es kann ja nicht alles gleichermaßen toll sein.

Wir freuten uns jetzt, dass wir heimfahren konnten. Nach einer Pause zum Futtern kamen wir gegen 20.00 Uhr endlich wieder in Besigheim an! Für uns waren ein paar schöne gemeinsame Tage in Berlin zu Ende, aber unsere Familien freuten sich, uns wieder zu haben.

Berlin war richtig GEIL !

gez. Die Teilnehmer

Anmerkung der Begleitpersonen Rebekka Weissenbach, Edith und Ralf Hick :

Wir bedanken uns bei unseren Lieben, die unsere Berlin-Reise zu einem rundum schönen Erlebnis machten, an das wir uns immer gerne erinnern werden. Es ist uns ein echtes Bedürfnis, den Schülerinnen und Schülern der 10.Klassen ein riesiges Lob und unseren ganz großen Respekt dafür auszusprechen, dass sie sich derart verständnisvoll und in vorbildlicher Weise an unsere gemeinsamen Regeln gehalten und gezeigt haben, wie gerechtfertigt unser Vertrauen in ihre Vernunft und Verlässlichkeit war. Von vielen netten und sympathischen Szenen ganz abgesehen.

Natürlich sind wir auch nicht ganz blöd bzw. weltfremd und wissen auch, dass manches -wie bei uns früher auch- unter der Oberfläche stattfindet, was nicht unbedingt den Lehrern auf die Nase gebunden werden muss ;-). Wichtig ist aber die Achtsamkeit und der respektvolle Umgang miteinander, wo jeder auf den Anderen geachtet hat, damit es allen gut geht und alles im wünschenswerten Rahmen bleibt! Ganz toll und in dieser Form noch nie erlebt! Von eurem Beispiel könnten sich andere etwas zum Vorbild nehmen.

gez. Rebekka Weissenbach, Edith Hick, Ralf Hick

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